Sikkens Produkte

 

Haarlack wurde einst selbst gemacht

Das Fachgeschäft Christoph Bruhn feierte 2008 seinen 70. Geburtstag in der dritten Generation.

Die Wendenschlossstrasse 210 in Köpenick ist seit über 70 Jahren die Adresse des einst als Drogerie gegründeten Fachgeschäfts Bruhn. Christoph Bruhn (geb. 1964) führt das Geschäft in dritter Generation.

Firmengründer Oskar Bruhn hatte in den goldenen Zwanzigern gemeinsam mit seinem Bruder eine Drogerie in der Schlossstrasse (heute Alt-Köpenick). „Irgendwann wollte mein Vater ein eigenes Geschäft haben und eröffnete 1938 die Drogerie in der Wendenschlossstrasse“, erinnert sich Klaus Bruhn (80), der Seniorchef. Noch heute hilft er seinem Sohn regelmäßig im Familienbetrieb. Gelernt hat der Senior den Beruf des Drogisten von der Pike auf, natürlich bei seinem Vater. Lehrbeginn war mitten im Krieg im Sommer 1944. Kraus Bruhn: „Das war eine sehr fundierte Ausbildung. Ich musste für die Kaufmannsgehilfenprüfung ebenso büffeln wie für den Giftschein. Auch die Arbeit im Fotolabor und Chemikalienkunde gehörten für einen Drogisten dazu.“
Kriegsbedingt konnte Klaus Bruhn die Lehre erst 1948 beenden. Der schreckliche Krieg verschlang nicht nur den Firmengründer, der seit 1944 in Russland vermisst wurde, sondern auch die Drogerie. Im Februar 1945 brannte das Geschäft nach einem Bombenangriff aus, nur die Mangelstube blieb stehen. „Dort find meine Muter Gertrud kurz nach dem Krieg wieder mit dem Verkauf an. Erst 1950 haben wir die Ruine abgerissen und das heutige Haus gebaut“, erzählt Klaus Bruhn. Im Jahr 1968 hat der heutige Seniorchef die Firma übernommen. Sie verzichteten auf Kommissionärstätigkeit bei der staatlichen Handelsorganisation HO und blieben privat. Klaus Bruhn: „Ein Problem war das Beschaffen der Ware. Einige Großhändler wollten Schmiergeld sehen. So habe ich zum Beispiel mal ein Fass Firnis besorgt.“

Drogerie Bruhn vor der Zerstörung

Ehrenplatz für Geschenk
Seinerzeit wurden einige Verkaufsschlager noch selbst hergestellt, zum Beispiel Haarlacke und Holzlasuren. Heute ist das nicht mehr üblich. Bei Bruhns gibt es noch klassische Drogerieartikel wie Utensilien zur Weinherstellung und auch Gartenbedarf. Christoph Bruhn: „Nach der Wende hatten wir mehrere gute Jahre, Inzwischen machen uns die Discounter das Leben schwer. Trotzdem hat eine Drogerie eine Perspektive. Wir wollen uns künftig besonders auf Lasuren, Holzschutzmittel und Farben konzentrieren. Da erwarten die Kunden fachmännischen Rat.“
Die Bürger aus Wendenschloß danken der kleinen Firma die Treue auf ihre Art. Extra zum 70. Jubiläum hat Ortschronist Gerd Richter einen Bilderrahmen mit historischen Aufnahmen gebastelt. Der hat bereits einen Ehrenplatz im Geschäft.

Auszug aus der Berliner Woche
9. April 2008 ; Nr. 15 ; 19. Jahrgang